Wenn Sie noch nie von der Serie 'Line of Duty' gehört haben, dann verpassen Sie eines der explosivsten Fernseherlebnisse der letzten Jahre. Diese britische Erfolgsserie startet mit einer ersten Staffel voller Spannung, die am 26. Juni 2012 auf BBC Two ausgestrahlt wurde, und schneidet die finsteren Machenschaften der korrupten Welt des polizeilichen Sicherheitsbüros AC-12 an. Das Herzstück bildet Detective Sergeant Steve Arnott, gespielt von Martin Compston, der in einen vertrackten Fall von Polizeikorruption hineingezogen wird. Ort der Handlung: das düstere Herz Großbritanniens, ein unbenannter Ort, der trotzdem irgendwie vertraut wirkt.
Die Handlung der ersten Staffel ist ein klares Beispiel dafür, wie man Spannung nie aufgibt. Steve Arnott, ursprünglich Teil eines Sonderkommandos, wird nach einem verpatzten Anti-Terror-Einsatz des Mordes am falschen Ziel beschuldigt. Er wird daraufhin ins Anti-Korruptionsteam AC-12 versetzt. Sein neuer Auftrag: Die Handlungen des angesehenen und ebenso beliebten Detective Chief Inspector Tony Gates (gespielt von Lennie James) zu durchleuchten. Doch Gates ist nicht der strahlende Held, der er zu sein scheint. Seine exzellente Aufklärungsquote, die jedem aufrechten Polizisten Respekt abnötigen würde, entpuppt sich als trügerisch. Gates wird mehr und mehr zu einem Symbol für die moralische Grauzone, die so viel von der modernen Gesellschaft ausmacht.
Während Steve Arnott tief in das Netz aus Lügen und Verrat eintaucht, wird deutlich, dass die Serie nicht einfach eine weitere polizeiliche Verbrechensaufklärungs-Show ist. 'Line of Duty' stellt auf bemerkenswerte Weise die Frage, wie weit man gehen kann, um die Erwartungen und Vorgaben einer zunehmend überbürokratisierten und politisierten Welt zu erfüllen. In beeindruckender Weise motiviert der Kampf gegen den Verfall von Werten die Serie, ohne moralinsaure Predigten zu halten – etwas, das insbesondere bei den Liberalen sicherlich auf Widerstand stoßen wird.
Der Schöpfer der Serie, Jed Mercurio, ist ein Meister im Weben komplexer Storylines, und 'Line of Duty' ist keine Ausnahme. Man könnte sagen, dass die erste Staffel mit den Nerven der Zuschauer spielt, indem sie die dünne Linie zwischen Recht und Unrecht immer wieder überkreuzt. In einer Zeit, in der viele Serien moralische Klarheit bieten, hebt sich diese Serie durch ihre Ambivalenz ab. Macht und Geldaffären, persönliche Schwächen und der ständige Druck durch die Medien machen es schwer, ‚Gut‘ und ‚Böse‘ eindeutig zu bestimmen – besonders in einer zunehmend polarisierten Welt.
Die erste Staffel betreibt auch optisch hohe Kunst des Geschichtenerzählens. Die oft düstere Beleuchtung und die klaustrophobisch eng geführte Kameraarbeit schaffen eine dichte Atmosphäre, die perfekt die Spannung der Erzählung widerspiegelt. Charakterdarstellungen und Dialoge sind messerscharf auf den Punkt gebracht und zwingen die Zuschauer, ihre eigenen Vorurteile und Annahmen zu hinterfragen – es ist nicht alles schwarz oder weiß. Und genau diese Unsicherheit weckt den Jagdinstinkt des Publikums.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt von 'Line of Duty' ist die Art und Weise, wie die Serie es vermeidet, sich in die bequemen Klischees zu flüchten, die so oft in Krimiserien zu finden sind. Die Vermeidung von Schablonen ist bei dieser Serie ein Schlüssel zum Erfolg. Sie zeigt stattdessen, wie Macht korrumpiert und wie schnell man in falsche Bahnen geraten kann – selbst mit den besten Absichten. Für die Zuschauer gibt es keine einfache Katharsis, sondern nur die befriedigende Erkenntnis, dass Gerechtigkeit nicht immer siegt und dass unser Verständnis der Moral oft im Graubereich liegt.
Obwohl 'Line of Duty' ein fiktives Werk ist, reflektiert es unweigerlich die Realitäten unserer eigenen Welt. In einer Zeit, in der die Integrität von Institutionen ständig infrage gestellt wird, fungiert die Serie als Dunkelspiegel der Gesellschaft. Diese Serie packt den Stier bei den Hörnern und zwingt das Publikum, sich unbehaglichen Fragen zu stellen. Es ist die Art von Inhalt, der einen fordert und zwingt, genau nachzudenken, lange nachdem die Credits abgelaufen sind. Sehen Sie sich 'Line of Duty' an, aber seien Sie gewarnt: Es könnte Ihr Vertrauen in das, was Sie für richtig und falsch halten, gründlich erschüttern.